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Ludwigsburger Kreiszeitung vom 01.02.2010

Altenhilfe, Jugendhilfe und Eingliederungshilfe: Das sind die drei Hauptfelder, die die Diakonie beschäftigen. Das große zentrale Thema, das in all diese Bereiche einwirkt, ist die Armut.

„Die Gesichter der Armut zeigen sich in allen drei Tätigkeitsfeldern“, erklärt Martin Strecker, Geschäftsführer der Diakonie.

Vor zwei Jahren haben sich 29 diakonische Träger im Landkreis im „Forum Diakonie Ludwigsburg“ zusammengeschlossen, seit neuestem gibt es eine Infobroschüre, auch um zu zeigen, was Diakonie alles beinhaltet. Die Information über die Aufgaben von Diakonie und deren Sorgen und Nöte waren auch Ziel bei einer Rundfahrt mit Kreisräten aus allen Fraktionen zu drei Einrichtungen.
„Wir wollten deutlich machen, wer wir sind, denn Diakonie ist noch viel mehr als Altenhilfe. Wir wollten die Kreisräte über das informieren, was uns bewegt“, erklärt Martin Strecker. Neben den Sozialstationen in fast jedem Ort setzt die Diakonie ihre Schwerpunkte bei der Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe für geistig, körperlich und seelisch Behinderte.
Die Armut ist dabei nicht nur Thema bei der allgemeinen Sozialberatung, sondern zieht sich durch alle Tätigkeitsfelder der Diakonie. Die „massive Verschlechterung“ beim Wohngeld, so Strecker, ist ein großes Thema für die Diakonie. „Da geht es einmal um die konkrete Hilfe im Einzelfall, aber auch um den Einsatz, die politischen Rahmenbedingungen zu verändern. Wir sind die Lobby der am Rande Stehenden“, so Strecker. Der Kontakt mit den Kreisräten, das Darstellen und Erklären von Hintergründen sei dabei ein wichtiger Faktor und Ziel der Rundfahrt.
Ähnliches gilt für die Jugendhilfe, exemplarisch vorgeführt am Beispiel Jugendhilfe Hochdorf. Hilfe zur Erziehung lautet dabei das Stichwort. War früher die Heimerziehung das Mittel schlechthin, gibt es heute eine Vielfalt von ambulanten Angeboten, von der sozialen Gruppenarbeit bis hin zu Familienhilfe allgemein. „In den vergangenen fünf Jahren wurden elf Prozent der stationären Hilfen abgebaut und dafür ambulante aufgebaut.“ Vor allem von der Jugendhilfe Hochdorf gibt es die vielfältigsten Angebote.
Die Eingliederungshilfe von Menschen mit körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderung ist das dritte Schwerpunktthema, dem sich die Diakonie vor allem in der Karlshöhe Ludwigsburg widmet. Rund 57 Prozent der Sozialhilfe in Baden-Württemberg macht die Eingliederungshilfe aus. Welche Angebote es gibt, etwa die Behindertenwerkstätten in Markgröningen und die Theo-Lorch-Werksttätten in Ludwigsburg, und wo hier konkrete Probleme liegen, erfuhren die Kreisräte ebenfalls auf der Rundfahrt. Denn mit diesen Problemen werden sie sich in nächster Zeit eventuell beschäftigen müssen. Forderungen nach mehr Wahlmöglichkeiten, mehr Selbstständigkeit, die Abschaffung der Sonderschule, mehr sozialem Wohnraum und auch mehr Arbeitsplätzen sind aber auch Forderungen an die Gesellschaft. „Es geht um mehr Teilhabe und weniger Ausgrenzung“, so Strecker.
Mit dem Landkreis laufen derzeit beispielsweise Gespräche über den Ausbau flexibler Hilfen, konkret um ein Wohntraining für Menschen mit seelischer Behinderung, etwa Depressionen. „Die Gespräche laufen, die Absicht ist ein gemeinsames Projekt, das allerdings der Landkreis finanzieren muss“, erklärt Gerhard Gasser, diakonischer Leiter der Karlshöhe Ludwigsburg.
Denn natürlich hat auch die Diakonie zu kämpfen. „Die Probleme nehmen zu, aber es gibt immer weniger Geld. Das ist unsere Schere“, so Gasser. Und Angebote wie Tafelläden, Kleiderkammer, Schwangeren- und Migrationsberatung sowie psychologische und soziale Beratung müssen ebenfalls bezahlt werden.

Patricia Rapp

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