Ludwigsburger Kreiszeitung vom 27. September 2011
300 Besucher bei High Village in Hochdorf – Jugendhilfe veranstaltet siebtes Straßenfest
Zum siebten Mal hat die evangelische Jugendhilfe im Kreis Ludwigsburg das High-Village-Fest gefeiert. High Village, das bedeutet übersetzt Hochdorf. Der Ort, wo der Verein seine Ursprünge hat und wo das kleine Straßenfest traditionell stattfindet. Wie sinnvoll die Arbeit des Vereins ist, bezeugt eine ehemalige Bewohnerin der Wohngruppe für Jugendliche.
Nur noch wenige Zentimeter trennen Sherif von der Spitze. Ein Arm greift nach einer Kletter-Sprosse, während der andere angewinkelt an seinem Rücken ruht. Da der elfjährige Junge Sherif beim Klettern schon ein alter Hase ist, will er es diesmal nur mit einem Arm schaffen, die Kletterwand zu bezwingen. Sicherheit bekommt er durch den Betreuer Armin, der hinter ihm steht und jede Bewegung beobachtet. Dann ist er erfolgreich: Triumphierend posiert Sherif auf der Spitze der Kletterwand. Besser illustrieren als durch dieses Bild kann man das Motto des diesjährigen High-Village- Festes „Gemeinsam sind wir stark“ eigentlich nicht. Es bedeutet, sich auf den anderen einlassen und verlassen können und dadurch Halt erfahren, genau wie an der Kletterwand. Dass die Kinder beim Klettern lernen, Verantwortung zu übernehmen, davon ist auch Mitarbeiterin Christine Lumpp überzeugt: „Bei unseren Kletteraktionen lässt sich ein Kind unter unserer Aufsicht schon mal von drei weiteren Kindern sichern. Die Kinder lernen, anderen Kontrolle über sich zu geben und sich anderen anzuvertrauen“, so Lumpp. „Gemeinsam sind wir stark“. Dafür steht auch Andreas Walker, kaufmännischer Vorstand der evangelischen Jugendhilfe im Kreis Ludwigsburg. „Das Motto veranschaulicht auch, dass wir gemeinsam als Mitarbeiter an einem Strang ziehen, aber auch vernetzt mit Hilfe anderer Vereine arbeiten“, erklärt Walker.
So helfen einige weitere Vereine beim Fest fleißig mit. Walker konnte beispielsweise die Frauen von der Frauenorganisation „Inner Wheel“ einspannen, die in einer kleinen, aber feinen Hawaii-Bar alkoholfreie Cocktails mixen. Ihre Einnahmen vom Fest, zu dem rund 300 Besucher kamen, gehen direkt an den Jugendhilfe-Verein. Die Jugendhilfe betreut mit ihren 80 Mitarbeitern im Landkreis um die 200 Familien, Kinder und Jugendliche. Dies geschieht durch Angebote der Erziehungshilfe in über 15 Einrichtungen wie zum Beispiel die Wohngruppen, aber auch direkt vor Ort bei hilfsbedürftigen Familien.
Wie wirksam die Arbeit der Jugendhilfe ist, beweist Martina Schips, die sich ebenfalls unter den Festbesuchern befindet. Schips hat selbst über elf Jahre lang in einer Wohngruppe gewohnt. Auch sie hat nicht nur beim Klettern gelernt, anderen zu vertrauen: In Mitarbeiterin Christine Lumpp hatte sie zu jeder Zeit eine Ansprechpartnerin. Sechs Jahre sind nun vergangen, seitdem Martina Schips in der Wohngruppe war. Die Zeit dort wird sie so schnell nicht vergessen. „Ich bin sehr dankbar, dass ich meine Zeit bei der Jugendhilfe verbringen konnte. Dass ich so bin, wie ich jetzt bin, habe ich diesem Verein zu verdanken“, erklärt Schips gerührt, während sie ihre kleine Tochter beim Hüpfen in der großen, grünen Kinder-Hüpfburg beobachtet. (Von Friedrich Huster)
Bild: Benjamin Stollenberg
Auch Blumen konnten die kleinen Besucher beim High-Village-Fest basteln