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Ludwigsburger Kreiszeitung vom 12. Mai 2012

Rotes Sofa als Pausenzeichen
Die Gesundheitsförderung der Mitarbeiter ist bei der Evangelischen Jugendhilfe fest verankert

Remseck-Hochdorf. Ob rotes Sofa, Stressbarometer oder ein Bildschirmschoner mit Namen Paul: Dabei handelt es sich um einige von vielen Maßnahmen, um Dampf aus dem Alltag der rund 90 Mitarbeiter der Evangelischen Jugendhilfe Hochdorf herauszunehmen.
Vor mehr als zwei Jahren hatte sich die Einrichtung als einer von zwei Modellstandorten in Baden-Württemberg um die Teilnahme an der Projekt Pro-Saluto beworben und den Zuschlag erhalten. Das Land beteiligt sich zur Hälfte an den Kosten, in diesem Fall rund 15000 Euro ohne Arbeitszeit, zur Entwicklung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements. Quasi als Coach mit im Boot ist der Volkshochschulverband Baden-Württemberg, der externe Prozessbegleiter vermittelt.
Seit Ende März ist der Prozess abgeschlossen, der für die Mitarbeiter mit der Beantwortung von knapp 180 Fragen begann. „Wie jemand Belastung empfindet und damit umgeht, ist sehr individuell“, so Claudia Obele, Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Jugendhilfe, die im Landkreis Ludwigsburg rund 13 Einrichtungen im Bereich der Jugend- und Familienhilfe betreut. Das Angebot reicht von stationären Wohngruppen bis zu sozialen Gruppenangeboten. Die Sozialarbeiter kümmern sich vor allem um Kinder, deren soziales Umfeld nicht immer unproblematisch ist. „Nur wer selber gesund ist, kann anderen Menschen dabei helfen, ihre Problem zu lösen“, ist Claudia Obele fest überzeugt.
Schnell zeichnete sich ab, welche Bereiche den Mitarbeitern am Herzen liegen: Dazu gehören die Pausenkultur, das konstruktive Feedback von Vorgesetzten sowie ein bewusster Umgang mit Stress und dessen Bewältigung. „Wir wollen die Aspekte verstärken, die gut tun und helfen“, verdeutlichte Brigitte von Dungen, vom Volkshochschulverband.
Bei einer Großveranstaltung sowie zahlreichen Treffen wurden die Maßnahmen festgezurrt.

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Ein rotes Sofa dient im Verwaltungsgebäude in Remseck-Hochdorf nicht nur als bequeme Sitzgelegenheit. Wenn das Schild mit dem Sofa draußen an der Bürotür hängt, sind Störungen tabu. Paul soll in den Pausen zu Übungen zur Muskelentspannung animieren. Neu gestaltet wurde auch die Küche bei den flexiblen Hilfen in Ludwigsburg an der Wilhelmstraße. „Mit den Sitzgelegenheiten darin ist es jetzt viel netter“, lautet das Urteil von Christopher Holzschuh, pädagogischer Mitarbeiter. Auch die Pausen lege er nun bewusster ein, berichtete er über ein Umdenken. Elisabeth Horn, die in der Buchhaltung in Hochdorf tätig ist, freut sich über die beruhigende Wirkung eines kurzen Spaziergangs in der Mittagspause.
Wenn das Stressbarometer, mit dem jeder Mitarbeiter den Grad seiner Arbeitsbelastung angeben könne, auf Rot stehe, so Claudia Obele, sei dies Anlass, für die Vorgesetzten nachzufragen und Hilfen anzubieten. Dritte Säule ist die zeitnahe Rückmeldung über die Zufriedenheit mit der geleisteten Arbeit. „So eine Umgangskultur fällt nicht vom Himmel“, steht für Claudia Obele fest. Am Montag wird sich zeigen, ob das Konzept die Mitglieder der Stiftung für gesundheitliche Prävention Baden-Württemberg überzeugt hat: Das Projekt ist für den Präventionspreis 2012 nominiert.
Von Marion Blum

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