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Bietigheimer Zeitung vom 13. Dezember 2012

Jugendliche Medienscouts vermitteln Gleichaltrigen den richtigen Umgang mit Internet und Handy.
Gewalt, Mobbing und Pornographie gefährden Kinder und Jugendliche alltäglich im Internet. Der richtige Umgang mit Medien kann sie schützen. Den sollen die Jugendlichen von gleichaltrigen Medienscouts lernen- auch in Bietigheim-Bissingen.

Nach der Schule erst mal abschalten, schnell den heimischen Computer hochfahren und sich in Facebook einloggen – so sieht der Alltag vieler Jugendlicher aus. 97 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen und 43 Prozent der Neun- bis 13-Jährigen nutzen das Internet regelmäßig, um sich zu informieren, zu kommunizieren oder sich zu unterhalten. Mit internetfähigen Handys sind sie rund um die Uhr online. Beim Surfen stoßen die Jugendlichen auch auf Inhalte, die nicht für ihre Augen bestimmt sind wie Pornografie oder Gewaltspiele. In Zeiten von Facebook, schülerVZ und Co. gibt es zudem vermehrt Fälle von Cybermobbing.
Doch so weit soll es gar nicht erst kommen. Das Projekt Medienscout soll Jugendliche über Internet, Handynutzung, Gewalt und gefährliche Medieninhalte aufklären und so schützen. 2011 fand es zum ersten Mal statt. Nun bildet die Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg (ajs) mit der Evangelischen Jugendhilfe Hochdorf erneut jugendliche Medienscouts aus –auch in Bietigheim-Bissingen. Sie sollen anderen Jugendlichen im selben Alter Wissen auf Augenhöhe vermitteln und Ansprechpartner sein. „Jugendliche nehmen Wissen von Gleichaltrigen besser auf als von Erwachsenen“, sagt Hendrik Blaich, Fachreferent der ajs.
Insgesamt sind es zehn Jugendliche im Alter von zwölf bis 15 Jahren aus unterscheidlichen Bereichen der Jugendhilfe Hochdorf, die zu Medienscouts ausgebildet werden sollen. Der Unterricht dauert 20 Stunden, den ein Mediencouch des ajs und Mitarbeiter der Jugendhilfe begleiten. Anschließend sollen die Scouts eigene Infoveranstaltungen und Workshops für Kinder und Jugendliche gestalten – unter anderem für jene aus der Einrichtung Ambulanten Betreuung in Bietigheim-Bissigen. „Wir sehen Jugendliche als gleichrangige Experten an“, sagt Blaich. Die eigenen Erfahrungen der Medienscouts sollen deshalb auch in deren Unterricht einfließen. Deshalb fragen die Coachs in der Ausbildung bei den Jugendlichen gezielt nach, was ihnen selbst schon im Internet oder mit dem Handy passiert ist und wie man das zukünftig vermeiden könnte. Ihre Erfahrungen können sie dann an die anderen Jugendlichen weitergeben.

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Dorothee Kocher, Nicole Korkisch, Henrik Blaich und Daniel Wemhöner (v.l.) bereiten zurzeit die Ausbildung der Medienscouts vor. Im Februar 2013 soll der Unterricht für die Jugendlichen beginnen. (Foto:Helmut Pangerl)

Die eigenen Erfahrungen sind die lehrreichsten
Andreas Walker von der Jugendhilfe Hochdorf hält das Projekt für das Selbstwertgefühl der jugendlichen Medienscouts für wichtig. Er erinnert sich an ein Mädchen, das einen Vortrag vor Dritt- und Viertklässlern gehalten hatte. Sie sei erst sehr aufgeregt und hinterher stolz auf sich gewesen. „Wenn man sieht, wie das Mädchen zu uns gekommen ist, und dann steht sie vor anderen, das ist Wahnsinn. Das war für sie ganz toll“, sagt Walker.

Info: Das Projekt Medienscout wird von der Kreissparkasse Ludwigsburg und der Wüstenrotstiftung gesponsort. Die Stiftung „Jugendförderung, Arbeit und Soziales“ der Kreissparkasse spendete 1000 Euro.

(Von Kerstin Hölzel)

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