© Marbacher Zeitung vom 30.06.2017 | von Dominik Thewes
Großbottwar | Die evangelische Jugendhilfe Hochdorf organisiert seit neun Monaten die Schulsozialarbeit.
Seit neun Monaten zeichnet die evangelische Jugendhilfe Hochdorf für die Großbottwarer Schulsozialarbeit verantwortlich. Spannend war darum der erste Tätigkeitsbericht, der am Mittwoch dem Gemeinderat vorgelegt wurde - und den dieser wohlwollend zur Kenntnis nehmen konnte. "Mir ist wichtig, zu betonen, dass wir die Schulsozialarbeit nicht nur als Unterstützung für schwächere Kinder betrachten, sondern als Angebot, das die Schule komplett macht", betonte Fachleiterin Dorothee Kocher gleich zu Beginn.
Dieser Maxime folgend, haben ihre Kolleginnen Helga Pfahles und Zeynep Özbay, die täglich vor Ort sind, auch erst einmal Schüler, Lehrer und Eltern kennenlernen wollen. Was nicht heißt, dass seit Schuljahresbeginn nichts passiert wäre. "Viel von dem, was gewünscht wurde, haben wir schnell umgesetzt", so Kocher. Dazu gehört die Einzelfallhilfe, wie Helga Pfahles berichtet. Diese werde durchaus auch schon von den jüngeren Schülern in Anspruch genommen. "Da geht es häufig um Streit", berichtete die Schulsozialarbeiterin. Mit zunehmenden Alter werden dann auch die Probleme komplexer. So gibt es Mädchen, die Suizidgedanken ausgesprochen haben", erzählt Pfahler. In den Gesprächen spielten zudem familiäre Probleme eine große Rolle. Entsprechend "waren auch schon Eltern da, die eine Beratung brauchten", so Pfahler. In diesen Fällen gehe es auch darum, wo die betroffenen Familien weitere Hilfe finden können. Das weitere Angebot der Schulsozialarbeit betrifft gruppenpädadogische Angebote. "Wir sind auf Wunsch der Lehrer auch während des Unterrichts in den Klassen", erklärt Zeynep Özbay. Dabei stehe im Mittelpunkt, ein Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Klassenverbands zu erzeugen. Darüber hinaus habe man für die Förderschüler bereits einen erlebnispädagogischen Tag initiiert oder die Projektwoche der Realschule unterstützt. Enttäuschung schwang allerdings mit, als die Schulsozialarbeiterinnen von einem angedachten Elternabend in Klasse 4 berichteten. Dort sollte ein Polizist als Fachmann für präventive Medienarbeit eingeladen werden. "Der Abend ist ausgefallen, weil von 80 Eltern nur sieben Zusagen vorlagen", erzählte Dorothee Kocher. Zeynep Özbay unterstrich die Bedeutung der Medienarheit. "Es ist gut, präventiv vorzugehen und nicht erst dann, wenn es zu spät ist." Sie verglich den Umgang mit Medien mit dem Autofahren. "Beides macht Spaß, wenn man die Regeln kennt." Dorothee Kocher erinnerte unter anderem an das Kinderstadtfest, wo die Schulsozialarbeit ebenfalls vertreten war. " Uns ist wichtig, im Gemeinwesen präsent zu sein, um die Hemmschwelle für Schüler und Eltern abzubauen, um mit uns in Kontakt zu treten." Helga Pfahles betonte, der Leitsatz sei, "die Nähe zum Kind zu suchen". Damit wachse das nötige Vertrauen. Auf die Nachfrage von Aktiv-Rat Thomas Haag, ob eine Aufstockung der zwei Mal 40-Prozent-Stellen wünschenswert wäre, sagte Zeynep Özbay, "von der Schulsozialarbeit kann man nicht genug bekommen". Eine Ausweitung der beiden Stellen um bis zu weitere 50 Prozent sei mit dem bestehenden Personal zu machen, rechnete Dorothee Kocher vor.
Schon die Frage, wer sich welche Kleidung leisten oder eben nicht leisten kann, wird manchmal zu einem Dilemma für die Schüler. © Foto: dpa