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Bietigheimer Zeitung vom 03.02.2011

Schulsozialarbeit wieder in Diskussion
"SoKo"-Projekt läuft in diesem Sommer aus
Die Notwendigkeit von Schulsozialarbeit in Sachsenheim wird im Gemeinderat nicht angezweifelt. Strittig war jetzt aber wieder, wieviel Angebot sich die Stadt leisten kann und will.

Im Oktober 2008 hat Schulsozialarbeiterin Nicole Grosche ein Büro in der Burgfeldschule bezogen, wo sich die 42-Jährige in besonderem Maße Problemschülern widmet und als Ansprechpartner für Lehrer und Eltern zur Verfügung steht. Als 40-Prozent-Stelle hat die Stadt als Schulträger den Arbeitsplatz von Grosche eingeplant. Dass die Sozialarbeiterin der Jugendhilfe Hochdorf bislang tatsächlich aber zu 60 Prozent beschäftigt werden konnte, ist dem ebenfalls Ende 2008 gestarteten Projekt "SoKo Burgfeld" geschuldet ("SoKo" steht für "sozial und kompetent"), einem unter anderem aus EU-Mitteln finanzierten Gruppenangebot speziell für gewaltbereite Jungen mit Migrationshintergrund.

Im Sommer dieses Jahres läuft das auf drei Jahre befristet gewesene "SoKo"-Projekt jedoch aus - sehr zum Leidwesen von Lehrern, Eltern und sogar den betroffenen Schülern, die sich laut "SoKo"-Arbeitsbericht mittlerweile für dieses Angebot mit seinen unterschiedlichen Aktivitäten begeistern. Nicht zuletzt Burgfeldschule-Leiter Joachim Treffert hatte in der jüngsten Sitzung des städtischen Beirats zur Schulsozialarbeit die Notwendigkeit der Fortführung dieser Gruppenarbeit auch über das Projektende hinaus betont.

Aus Sicht der Stadtverwaltung ist das Ende von "SoKo" weniger ein Problem, zumal die dortigen Hilfestellungen durchaus im Rahmen der normalen Schulsozialarbeit geleistet werden könnten. Damit Fachkraft Grosche dies auch ohne die bisherige Unterstützung durch einen Jugendhilfe-Kollegen umsetzen kann, plädierte die Verwaltung dafür, Grosches Stelle auf 60 Prozent anzuheben, um damit den Wegfall der "SoKo"-Förderung zu kompensieren. Gültig wäre diese Aufstockung vorerst bis Ende Juli 2010. Dann läuft der Vertrag mit der Jugendhilfe Hochdorf, dem Träger der Schulsozialarbeit in Sachsenheim, aus. Was wiederum bedeutet, dass sich die Stadtoberen spätestens Ende dieses Jahres erneut Gedanken darüber machen müssen, wie es mit der Sozialarbeit weitergeht.

Einen Vorgeschmack darauf lieferte bereits die Diskussion im Gemeinderat am Dienstagabend. Dort nahm vor allem Rektor Treffert kein Blatt vor den Mund: Die geplante Verlagerung der bisher "SoKo"-spezifischen Gruppenarbeit bezeichnete er als "qualitativen Rückschritt". Den Bedarf an entsprechenden Angeboten beurteilte der Pädagoge als sehr viel größer, etwa mit Blick auf die Einbindung auch von Mädchen oder die Ausweitung auf Realschule, Kraichertschule oder die Schule in Kleinsachsenheim.

Die deutlichste Rückendeckung erhielt Treffert im Gemeinderat einerseits von Grünen-Stadtrat Günter Dick, der auch den Antrag stellte, die Schulsozialarbeit im bisherigen Umfang von einer 80-Prozent-Stelle beizubehalten, und andererseits von der SPD-Fraktion, deren drei Mitglieder Dicks Antrag einmütig unterstützten. Der Rest des Gremiums, darunter auch Dicks Grünen-Kollege Gerhard Haug, folgte jedoch dem Vorschlag der Stadtverwaltung, wobei insbesondere CDU-Fraktionsvorsitzender Hans Günter Janßen einräumte, dass die Stadt in puncto Sozialarbeit eigentlich "viel, viel mehr tun" müsse, sich mit dem jetzigen Umfang jedoch "im Rahmen der Möglichkeiten" bewege. Auch Bürgermeister Horst Fiedler hatte zuvor vor einer "Signalwirkung" gewarnt und dabei betont: "Unser Blick muss auf das Ganze gerichtet sein."

Redaktion: RÜDIGER MARGGRAF

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