Ludwigsburger Kreiszeitung vom 13.11.2010
Die Spatzen - eine Insel mitten in Bissingen
Wohngruppe der Jugendhilfe Hochdorf bietet seit 20 Jahren auffällig gewordenen Kindern Unterschlupf.
In 20 Jahren haben 93 Jugendliche und Kinder in der Wohngruppe Spatzen der Evangelischen Jugendhilfe Hochdorf mitten in Bissingen vorübergehend ein Zuhause gefunden. Gestern wurde der 20.Geburtstag gefeiert.
Die Evangelische Jugendhilfe Hochdorf beschäftigt sich mit jungen Leuten, die durch ihr Fehlverhalten auffällig geworden sind. Wenn die Welt von Kindern und Jugendlichen aus den Fugen gerät, ist es umso wichtiger, dass sie einen stabilisierenden Rückhalt finden.
Bei familiären Überforderungs- und Notsituationen wie Trennung, wirtschaftliche Not, Krankheit oder Suchtproblematik fällt dieses Rückzugsgebiet manchmal aus. Möglicherweise kommen noch Schwierigkeiten wie unangemessenes Verhalten, Rückzug, Schul. Und Leistungsprobleme sowie Suchtverhalten hinzu.
Hier setzt die stationäre Betreuung der Evangelischen Jugendhilfe Hochdorf an. Sie ermöglicht Kindern und Jugendlichen eine intensive Betreuung und Versorgung in kleinen Wohngruppen oder Erziehungsstellen.
In der Bissinger Wohngruppe „Spatzen“ werden sieben Kinder und Jugendliche unterschiedlichen Alters und Geschlecht betreut. Mehr als die Hälfte sind Mädchen. Die Verweildauer liegt durchschnittlich bei knapp zwei Jahren.
Im Vordergrund stehen die gemeinsamen Alltagsgestaltung in der Gruppe sowie die individuelle Unterstützung und Förderung der Kinder und Jugendlichen. „Die Rückführung des jungen Menschen in seine Familie ist unser erstes Anliegen“, unterstrich die Vorsitzende der Jugendhilfe, Claudia Obele, die Bemühungen. Zu der Geburtstagsfeier konnte sie gestern zahlreiche Gäste willkommen heißen, darunter auch einige ehemalige Bewohner.
Claudia Obele erinnerte an die Anfänge in der Bissinger Jahnstraße, an die Unterstützung der Stadt, des Ludwigsburger Jugendamtes und verschiedener Sponsoren, die zum Geburtstag einen neuen VW-Bus gestiftet haben. Ehemalige Bewohner haben ein Kunstwerk gestaltet, das feierlich enthüllt wurde. Bürgermeister Joachim Kölz stellte fest, dass es nicht nur Aufgabe der Eltern sei, Kindern das Gefühl der Geborgenheit zu geben, sondern der ganzen Gesellschaft. Kölz dankte der Jugendhilfe für ihr soziales Engagement. Hier werde ein gutes Konzept erfolgreich umgesetzt.
Kreissozialdezernent Ferdinand Leutenbacher zeigte sich froh und dankbar für die Hilfe der Wohngruppe.“Wir brauchen die Spatzen“, sagte er. Erziehungsproblem nähmen auch im Landkreis zu. Die Jugendhilfe halte dazu ein lebensnahes Angebot bereit.
Stephanie Alter-Betz vom Landesjugendamt lobte die Bissinger Einrichtung, die über den Landkreis hinaus einen guten Ruf besitze. (Von Alfred Drossel)