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Bietigheimer Zeitung vom 26. Juli 2011

Soko Burgfeld fahndet nach Geld
Finanzierung des Förderprojekts an der Sachsenheimer Werkrealschule ist ausgelaufen
Drei Jahre lang haben Sozialarbeiter im Rahmen des Förderprojekts Soko auffällige Schüler aus der Burgfeldschule Sachsenheim unter ihre Fittiche genommen. Nun droht das Aus. Die Finanzierung ist ausgelaufen.

 

Soko Burgfeld, das klingt wie eine Spezialeinheit, die sich besonders schwerer Fälle annimmt. Streng genommen tut sie das auch, wenngleich Soko an der Sachsenheimer Burgfeldschule nicht für Sonderkommission, sondern für "sozial und kompetent" steht. Pro Schuljahr werden hier 15 Fünft- und Sechstklässler im Rahmen des Ganztagesunterrichts fit für den Alltag gemacht. Es sind auffällige Jungs, die Schulsozialarbeiterin Nicole Grosche und Jonas Helferstorfer, Sozialpädagoge der evangelischen Jugendhilfe Hochdorf, die Soko initiiert hat, fördern: Außenseiter und Gehänselte ebenso wie aggressive oder gewaltbereite Jugendliche. An einem Nachmittag in der Woche üben sich die Burschen in Konfliktlösungsstrategien, im richtigen Umgang mit anderen, tauschen sich über Gefühle, Erwartungen und Erfahrungen aus und sollen so langfristig Selbstsicherheit und soziale Fähigkeiten erlangen - jeweils in enger Zusammenarbeit mit den Eltern und Lehrkräften.

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Schulsozialarbeiterin Nicole Grosche und ihr Kollege Jonas Helferstorfer stellten gestern die Ergebnisse des Projekts Soko Burgfeld vor.
Foto: Martin Kalb

Ein Erfolg, darin sind sich alle einig. "Die meisten der schwierigen Jungs versuchen nur, Aufmerksamkeit zu bekommen, ernten aber auf die Art und Weise, wie sie es tun, negative Anerkennung. Hier lernen sie, wie daraus positive werden kann", berichtet Grosche. Auch Rektor Joachim Treffert möchte Soko nicht mehr missen: "Für uns als Schule ist es eine Instanz geworden, die Lehrer zu entlasten. Das wäre im Unterricht nicht möglich."

Nun schaut es jedoch so aus, als müssten Treffert und sein Team ab dem kommenden Schuljahr doch auf Soko Burgfeld verzichten. Denn die Hauptfinanzierung durch den Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg ist nach drei Jahren ordnungsgemäß ausgelaufen. Zwar hat der Sachsenheimer Gemeinderat unlängst zugestimmt, die bisherige 40-Prozent-Stelle der Schulsozialarbeiterin Grosche auf 60 Prozent aufzustocken, das reicht jedoch nicht, um Soko langfristig zu sichern. Denn faktisch hatte sie die vergangenen drei Jahre bereits eine 60-Prozent-Stelle, mit dem Unterschied, dass die 20 Prozent der Zeit, die sie allein Soko widmete, aus dem Fördertopf finanziert wurden, der jetzt jedoch leer ist. Ebenfalls daraus wurde die 20-Prozent-Stelle von Helferstorfer bezahlt - konkret macht das 15 000 bis 20 000 Euro pro Jahr. Demnach würde der männliche Soko-Part kommendes Schuljahr komplett fehlen. Konsequenz: Wird der Sozial-Kurs überhaupt fortgeführt, dann mit weniger Kindern.

Besonders Schulleiter Treffert ist darüber enttäuscht: "Ein erfolgreiches Projekt streicht man doch nicht einfach, sondern führt es einer Regelfinanzierung zu." Mit der Entscheidung zur Ganztagesschule habe man viele außerschulische Probleme ins Haus geholt: "Wir haben sehr wohlerzogene, aber auch verwahrloste Kinder. Das ist nur mit Schulsozialarbeit machbar. Das ist nicht strittig. Nur der Umfang."

Stadtjugendpfleger Gerhard Neuberger versuchte gestern, die Wogen zu glätten. Dass der Gemeinderat keiner größeren Aufstockung der Schulsozialarbeit zugestimmt habe, sei eine rein politische Entscheidung gewesen, da Sachsenheim schlichtweg wenig Geld habe. Claudia Obele, Vorstandsvorsitzende der Jugendhilfe Hochdorf, versprach, alle Möglichkeiten auszuloten, um das Geld vielleicht doch noch zusammenzubekommen: "Wir wollen keine Lücke entstehen lassen. Es wäre schade, wenn die positive Vorarbeit nicht fortgeführt würde."

Redaktion: CAROLINE HOLOWIECKI

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