Zukunft geben - Fliegen lernenZukunft geben - Fliegen lernen

Stuttgarter Zeitung vom 26. November 2011

Ludwigsburg Kindern aus sozial schwachen Familien werden mit demWunschbaum kleine Träume erfüllt. Von Miriam Hesse

Träumer können auch ganz praktisch veranlagt sein. In neuer Bettwäsche möchte ein 16-jähriges Mädchen gern schlummern - bedruckt am liebsten mit Bushido oder Spongebob als Nachtwächtern. Der Rapper dürfte angesichts der Schwammkopf-Alternative nicht begeistert sein. Egal. Der Beschenkten muss es gefallen.

Und dass die sich riesig freuen wird, kann der Sozialpädagoge Achim Gräther von der Evangelischen Jugendhilfe Hochdorf garantieren. Denn die Kinder, deren Familien er im Rahmen der ambulanten Hilfen betreut, sind alles andere als verwöhnt, was die Erfüllung ihrer materiellen Wünsche betrifft. "Ein Kind hat mich drei Tage hintereinander immer wieder gefragt, ob das wirklich wahr ist", sagt Gräther.
Tatsächlich werden mit dem ersten Ludwigsburger Wunschbaum, der gestern im Foyer der Kreissparkasse am Schillerplatz aufgebaut wurde, mehr als 100 Wünsche wahr. Eigentlich haben die jungen Männer vom sozial engagierten Club Round Table derzeit schon alle Hände voll zu tun. Heute schichten sie an der Verladestation in Ludwigsburg auf einen Laster Tausende von Geschenkpäckchen für bedürftige Kinder in Rumänien. "Aber eine weitere Winteraktion wollten wir noch angehen", sagt Markus Czimbaras, Unfallchirurg und Leiter des hiesigen Round Table. Relativ spontan trug er seine Idee an die Kreissparkasse heran, und die sagte "mit einem guten Bauchgefühl" ebenso spontan zu. "Es ist doch schön, wenn man auf einem so persönlichen Weg ein Kind glücklich machen kann", sagt Dieter Wizemann, Vorstandsmitglied der Bank: "Da wird mit überschaubarem Mitteleinsatz sehr viel erreicht."
Einen Wert von jeweils bis zu 20 Euro dürfen die Wünsche haben, welche die Kinder aus sozial schwachen Familien auf Zettel geschrieben und an den Tannenbaum gehängt haben. Die Spender besorgen die Geschenke, die sie bis spätestens Montag, 19. Dezember, 15 Uhr im Kundencenter abgeben müssen. Die Kreissparkasse verspricht, dass alle Wünsche erfüllt werden und springt notfalls selbst ein. Doch das wird wohl gar nicht nötig sein. Schon am ersten Tag wurden zahlreiche Zettel vom Baum gepflückt.

Wer hier etwas abzweigt, wird reich beschenkt, meint der Ludwigsburger Jürgen Natschke: "Ich kann es mir leisten, dann möchte ich mich auch an der Freude anderer beteiligen." Der 51-Jährige will einer Jugendlichen die erhoffte Aufladekarte fürs Handy schenken. Dass das kein sehr persönlicher Wunsch ist, stört ihn nicht: "Ich habe eine 18-jährige Tochter und kann das verstehen." Für die Jüngeren darf"s bunter und handfester sein: ein Schulmäppchen, ein Bobschlitten und ein Puzzleball mit Big-Ben-Bild. Damit keine Missverständnisse aufkommen, welchen "Mega-Kran" er sich wünscht, hat ein Neunjähriger gleich die Bestellnummer mitangegeben.
"Es gibt Eltern, die können sich überhaupt keine Weihnachtsgeschenke für ihre Kinder leisten", sagt Claudia Obele, die Leiterin der Jugendhilfe Hochdorf. Mit Begeisterung haben ihre Mitarbeiter deshalb rasch auf die Tannenbaumaktion reagiert und die Wunschzettel der Kinder gesammelt. 50 neue hat die Kreissparkasse gleich nachgeordert, weil die Spendenbereitschaft schon zum Auftakt so groß war. Kein Problem. Wünsche gibt es genug.

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O Tannenbaun: hier hängen die Wunschzettel der Kinder. Foto: factum/Granville

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