Zukunft geben - Fliegen lernenZukunft geben - Fliegen lernen

Ludwigsburger Kreiszeitung vom 12. Oktober 2011

Seit gut 100 Tagen hat der Zividienst ausgedient. Die Zivis heißen von nun an Bufdis. Einer der Ersten im Landkreis Ludwigsburg ist Patrick Günter. Der 23-Jährige möchte das Jahr des Bundesfreiwilligendienstes nutzen, um sich auf eine Ausbildung zum Jugend- und Heimerzieher vorzubereiten.

gefragt ist mehr der pdagoge denn der hausmeister homepage

 

 

 

 

 

 

 



Patrick Günter hat bei der Jugendhilfe Hochdorf ein breites Aufgabenfeld.
Bild: Holm Wolschendorf

Den Zivildienst hat er bereits hinter sich. Ebenso eine Ausbildung zum Bankkaufmann und zwei Jahre Berufserfahrung im Finanzgewerbe. Dennoch hat sich Patrick Günter für ein Jahr zum Bundesfreiwilligendienst gemeldet. Manche mögen da verständnislos den Kopf schütteln: Einen guten Job aufgeben, nur um ein Jahr lang Hilfstätigkeiten oder Hausmeisterdienste leisten? Nein danke.
Auch Patrick Günter, der aus Tennenbronn im Schwarzwald stammt, hat sich genau Gedanken gemacht. Das Bankengewerbe – das war ihm bald klargeworden – ist nicht seine Welt. Vielmehr sah er nach dem sechsmonatigen Zivildienst bei der Stadtjugendpflege Bad Dürrheim seine Zukunft in einem sozialen Beruf, etwa als Jugend- und Heimerzieher. Da hierfür aber mindestens ein Jahr Vorerfahrung vorausgesetzt wird, entschied sich der 23-Jährige für den Bundesfreiwilligendienst.
„Ich habe im Internet nach einer Stelle gesucht und bin in Hochdorf fündig geworden“, erzählt er. Die Stellenausschreibung der Evangelischen Jugendhilfe habe sich völlig mit seinen Wünschen gedeckt. Denn dort gehört zu seinem Aufgabenfeld eben nicht nur die Hausmeistertätigkeit, sondern zum überwiegenden Teil die pädagogische Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen in der Wohngruppe.
„Zivildienstleistende durften das früher überhaupt nicht“, erklärt Claudia Obele, die Vorstandsvorsitzende der Jugendhilfe. Die Einrichtung hat in ihren beiden Wohngruppen in Remseck und Bietigheim-Bissingen bislang jedes Jahr fünf bis sechs Zivis beschäftigt. Mit dem Wegfall des Wehrersatzdienstes wurden nun zum Ersatz zwei Stellen für den Bundesfreiwilligendienst geschaffen.
In der Hochdorfer Wohngruppe, in der sieben Kinder und Jugendliche im Alter zwischen elf und 16 Jahren untergebracht sind, verstärkt Patrick Günter nun seit einer Woche als ein solcher Bufdi das Betreuerteam aus vier Pädagogen und einer Auszubildenden. Eher „zivitypische“ Tätigkeiten wie Einkaufsfahrten oder Hilfe in der Küche fallen dabei nur vormittags an, wenn die Kinder in der Schule sind.
Nachmittags ist dagegen die Arbeit mit den Kindern angesagt: gemeinsames Essen, Hilfe bei den Hausaufgaben, Gestaltung der Freizeit. Dort kann Patrick Günter auch seine ganze Erfahrung einbringen. Schließlich hat er in seiner Heimatgemeinde bereits sieben Jahre lang eine Jugendgruppe betreut und auch Erfahrungen als Jugendfußballtrainer gesammelt.
Jetzt fehlt ihm nur noch eine Wohnung in Hochdorf. Im Moment pendelt Patrick Günter nämlich noch von Horb nach Remseck. 180 Kilometer am Tag sind aber doch etwas zu viel – besonders mit dem Gehalt eines Bufdi. (Von Michael Banholzer)

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