Stuttgarter Zeitung vom 14. Mai 2012
Die Pause ist heilig
Remseck Ein neues Projekt soll verhindern, dass Arbeit krank macht.
„Wie geht´s dir denn dabei?“ Diese klassische Frage der Sozialpädagogik bringt den Ansatz eines neuen Angebots des Volkshochschulverbands auf den Punkt. Das Ziel: gesund bleiben trotz Stress und Hektik am Arbeitsplatz.
Die Evangelische Jugendhilfe im Kreis Ludwigsburg hat es ausprobiert, die Mitarbeiter zeigen sich begeistert. Begeistert ist davon auch das Stuttgarter Sozialministerium: Es hat das Projekt aus 74 Bewerbern unter die letzten zwölf ausgewählt, die für den Präventionspreis des Landes nominiert wurden. Heute wird er in Stuttgart verliehen.
Am Anfang stand ein dicker Fragebogen. Jeder der etwa 90 Mitarbeiter der Jugendhilfe in Hochdorf, die im ganzen Kreis Dienststellen betreibt, war aufgefordert einen umfangreichen, sehr persönlichen gehaltenen Fragebogen auszufüllen. Es ging darum, wie die Beschäftigten mit ihrer Arbeit zurechtkommen. Das Projekt setzt voraus, dass nur gesunde Mitarbeiter gute Mitarbeiter sind, dass nur ein gutes Betriebsklima die Leute gesund erhält und dass kranke Mitarbeiter teuer sind. Die Beschäftigten der Jugendhilfe betreuen Familien oder einzelne Kinder, sie erleben dabei oft sehr problematische und belastende Situationen, was sich auf die Gesundheit niederschlagen kann. „Wie könnte es mir besser gehen?“, diese Frage hätten die Mitarbeiter gemeinsam mit der Geschäftsführung versucht zu beantworten, sagt die Vorstandsvorsitzende Claudia Obele.
Es ergab sich ein dringender Handlungsbedarf an drei Punkten: die Mitarbeiter versuchen nun, Pausen bewusst einzuhalten. Jeder hat ein Pausenschild, das den Kollegen signalisiert, dass sie ihn jetzt mit dienstlichen Belangen in Ruhe lassen sollen. Außerdem sind die Vorgesetzten verpflichtet, ihre Mitarbeiter darüber auf dem Laufenden zu halten, wie sie deren Arbeit einschätzen. Und jeder achtet darauf, dass der Stress nicht zu groß wird. Mit Hilfe eines sogenannten Stressbarometers, eines Plastikstreifens mit einem grünen, gelben und roten Feld, machen sie sich und anderen deutlich, wie groß die Belastung gerade ist. Bei rot gilt es, Abhilfe zu schaffen. (Von Norbert Burkert)