Zukunft geben - Fliegen lernenZukunft geben - Fliegen lernen

Ludwigsburger Kreiszeitung vom 07. Juli 2012

Was für Risiken birgt das Internet und wo lauern gar Gefahren? Mit dieser Frage haben sich Jugendliche der Jugendhilfe Hochdorf in einem Projekt beschäftigt. Als ausgebildete Medienscouts geben sie ihr Wissen jetzt an andere Kinder weiter.

Kaum haben sie ihr Medienscout-Zertifikat in der Tasche, wollen Alexandra und Marina das Gelernte auch gleich in die Praxis umsetzten. Die beiden 17-jährigen planen eine Tagesgruppe in Bietigheim-Bissingen zu besuchen, um mit den Kindern und Jugendlichen über Suchmaschinen und Spieleseiten, aber auch über sicheres Surfen im Netz zu sprechen.
Damit es kein trockenes Gelabere wird, möchten sie die Kinder auch gleich an Ort und Stelle an Computern ausprobieren lassen, wie sie über Suchmaschinen gute Spielseiten finden. Doch damit nicht genug:“ Wir wollen auch die Eltern mit einbeziehen“, erklärt Alexandra. Denn auch sie sollen schließlich wissen, welche Spieleseiten gut für Kinder sind. „Und wir möchten ihnen auch zeigen, was sie am Computer daheim einrichten müssen, damit ihre Kinder auch nur auf diese Seiten gelangen können“, ergänzt Marina.

Auch Grundschüler kennen Youtube

Einen Schritt weiter sind bereits, Tobias, Viviane und Ann Marie. Die dreizehnjährigen Medienscouts haben an der Hochdorfer Grundschule ein Internet-Seminar gegeben. „Wir haben in kurzen Fragebögen die Kinder befragt, was Ihnen am Internet gefällt und was ihre Lieblingsseiten sind“, erzählt Ann-Marie. Dabei seien sie überrascht gewesen, welche Internetseiten die Grundschüler schon kennen. Auch wenn die meisten nur auf Spieleseiten surften, hätten einige auch schon gewusst, was die Internetplattform Youtube ist, auf der man selbst Filme einstellen kann.
Genau das ist auch der Hintergrund des Medienscouts-Projekts: „Mit der Geschwindigkeit der technischen Entwicklung und dem Wissen der Jugendlichen darüber kann kaum ein Erwachsener mehr mithalten“, meint Claudia Obele, die Vorstandvorsitzende der evangelischen Jugendhilfe Hochdorf. Das Prekäre daran findet Claudia Obele: Einerseits müsse man Kinder und Jugendliche, damit sie Medienkompetenz erlernen könnten, den Zugang dazu ermöglichen. Andererseits müsse man die Heranwachsenden aber auch vor nicht jugendgeeigneten Inhalten im Internet schützen. Da sei das Projektangebot der Aktion Jugendschutz Baden-Württemberg (AJS) genau zur richtigen Zeit gekommen. Das Kernstück des Projekts sei, erklärt die AJS-Geschäftsführerin Elke Sauerteig, dass nicht nur die angehenden Medienscouts selbst lernen, wie sie mit Gefahren und Risiken im Internet, wie beispielsweise Cybermobbing (dem systematischen Fertigmachen anderer im Netz aus dem Schutz der Anonymität heraus), umgehen, sondern ihr Wissen an andere Kinder und Jugendliche weitergeben.

Projekt dauert mehrere Monate

„Sie sind die Vermittler zwischen der Welt der Jugendlichen und Kinder und der Welt der Erwachsenen“, fasste Elke Sauerteig die Aufgaben der Medienscouts zusammen. Mehrere Monate dauerte das Medienscout-Projekt, an dem zehn Jugendliche der Jugendhilfe Hochdorf teilgenommen haben. Gestern durften sie bei der Abschlussveranstaltung stolz ihre Ausbildungszertifikate in Empfang nehmen.
Geht es nach Claudia Obele, sollen die zehn Jugendlichen nicht die einzigen Hochdorfer Medienscouts bleiben: „Aufgrund der positiven Erfahrungen würden wir gerne einen zweiten Durchlauf machen. Nun hoffen wir, dass sich Geldgeber dafür finden“, sagt Obele. Ob ihr Wunsch in Erfüllung geht, bleibt offen. Auf jeden Fall zeigte sich bei der gestrigen Abschlussveranstaltung auch Günter Knoblich vom Sozialministerium Baden-Württemberg von den Ergebnissen des Projekts beeindruckt:“Das ist ein erfolgversprechendes Modell“, kommentierte er. (Von Luitgard Gröger)

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Projekt geglückt: zufriedene Gesichter nicht nur bei den neuen Medienscouts
Bild: Ramona Theiss

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