Ludwigsburger Kreiszeitung vom 14. Dezember 2012
Handy, Facebook, Twitter: Die Welt wird digitalisierter. Der richtige Umgang mit dieser Form der Kommunikation will gelernt sein, vor allem für Kinder. In Bietigheim werden deshalb zehn Jugendliche zu Medienscouts ausgebildet.
(Von Silke Latzel). Welche Spielregeln gibt es für den Umgang mit Facebook? Welche Fotos sollte ich besser nicht hochladen? Und wie verhalte ich mich beim Chat mit fremden Menschen? Das sind nur einige der Dinge, die man mit Kindern und Jugendlichen besprechen sollte, wenn sie im Internet und in sozialen Netzwerken unterwegs sind. Zu groß sind die Gefahren, zu einfach kann man im Web die Identität wie Socken wechseln.
Und da vor allem Jugendliche es „uncool“ finden, wenn sie von Erwachsenen gesagt bekommen, was sie zu tun und zu lassen haben, dreht die Evangelische Jugendhilfe Hochdorf zusammen mit der Aktion Jugendschutz den Spieß einfach um und sucht Jugendliche aus, die ihren Alterskameraden erzählen, was sie von Erwachsenen nur widerwillig hören wollen.
Peer-to-Peer nennt sich diese Art von Projekt. Sechs bis neun Jugendliche, die in der Tagesgruppe „Ambulante Betreuung in Modulen“ (ABM) der Jugendhilfe in Bietigheim-Bissingen betreut werden, sollen im Februar und im März zu Medienscouts ausgebildet werden. Gemeinsam mit vier Betreuern werden sie spielerische geschult, lernen über den richtigen Umgang mit Medien und auch deren Gefahren.
Im zweiten Schritt setzen sie die gewonnenen Erkenntnisse in eigene Projekte um. In kleinen Gruppen können sie beispielsweise an ihrer Schule einen Vortrag halten. „Das Referieren vor einer größeren Gruppe ist der schwierigste Schritt“, so Henrik Blaich von der Aktion Jugendschutz. „Aber alles geschieht freiwillig, keiner wird zu etwas gezwungen, was er nicht will.“ Es sei eine große Energieleistung, „vor allem für Kinder, die von der Jugendhilfe betreut werden.“ Es komme bei den Vorträgen der Kinder dann auch nicht unbedingt auf den Inhalt, sondern auf das „Tun“ an.
Rund 20 Stunden werden die Jugendlichen geschult, bevor sie im April und Mai selbst einen Vortrag halten. Dabei wird ihnen nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Methoden, die ihr Publikum „bei Laune halten“. Andreas Walker von der Jugendhilfe Hochdorf sagt: „Die Jugendlichen verbessern dadurch auch ihre persönlichen Kompetenzen.“
Damit das Projekt abgerundet wird, erhalten die sechs bis neun Jugendlichen am Ende ein Zertifikat.