Marbacher Zeitung vom 22. März 2014
Großbottwar Die Jugendhilfe Hochdorf macht Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren in der Schule an der Linde ein präventives Betreuungsangebot. Gestern ist die „Gruppe im Bottwartal“ offiziell eingeweiht worden (von Cornelia Ohst).
„Wer an der Küste bleibt, kann keine neuen Ozeane entdecken.“ Mit diesem Aphorismus von Ferdinand Magellan legte die Fachleiterin Andrea Braun bei der Eröffnungsfeier am Freitagnachmittag dar, weshalb sich die Jugendhilfe Hochdorf ausgerechnet in Großbottwar für ein weiteres präventives Betreuungsangebot entschieden hat.
In den Räumlichkeiten der Schule an der Linde nämlich gibt es seit Oktober eine sogenannte „Gruppe im Bottwartal“ (GiB), die sechs Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren die Möglichkeit bietet, in ihrer persönlichen und schulischen Entwicklung gefördert zu werden.
Zuvor ergab eine Bedarfserhebung die Notwendigkeit für dieses Angebot im Bottwartal. „Denn es ist weltfremd“, so Claudia Obele, die Vorstandsvorsitzende der Jugendhilfe Hochberg, betroffenen Kindern und Familien zuzumuten, dass sie nach Marbach, Besigheim oder Bietigheim fahren müssten, um entsprechende Hilfe in Anspruch zu nehmen. Schließlich sollen sie selbstständig in die Einrichtung kommen.
In der Schule an der Linde fanden sich Räume, die der Gruppe mit einer Wohnküche, einem Büro und zwei Räumen geeigneten Platz für das Förderprogramm bieten. An drei Nachmittagen werden die Kinder, die von ganz unterschiedlichen Schultypen kommen können, dort in ihrem Sozialverhalten und in der Umsetzung von Aufgaben und strukturiertem Tun gefördert. Die beiden Sozialpädagoginnen Melanie Integlia und Ulrike Weidner sorgen dafür, indem sie „bei den Stärken der Kinder ansetzen.“ Claudia Obele weiß, „dass Kinder ihre Probleme in die Öffentlichkeit hinaustragen.“ Etwa bei einer Trennung der Eltern oder lang anhaltenden familiären Problemen. Registriert werden diese vielfach von den Lehrern, die dann die Eltern darauf ansprechen. Die Eltern aber haben die Chance, beim Jugendamt einen Antrag auf „Hilfe zur Erziehung“ zu stellen und damit Erleichterung und Unterstützung zu erfahren.
Doch nicht nur verhaltensauffällige Kinder oder solche, die einen deutlichen Leistungsabfall erleben – sei es aufgrund innerfamiliärer Probleme oder wegen auffälliger Persönlichkeitsmerkmale, die etwa durch ADHS hervorgerufen werden können – erhalten Hilfe: Auch den Eltern kann mit diesem intensiven und ganzheitlichen Förderangebot unter die Arme gegriffen werden. „Wer sich bei der Erziehung überfordert sieht, braucht Unterstützung“, meint Obele, die betont, dass die Betroffenen durchaus positiv auf die Angebote reagierten. „Wir wollen Eltern die Angst nehmen, wenn sie sich ans Jugendamt wenden. Von dort sollen sie Hilfe bekommen.“ Stefan Apfelbach, der Stellvertreter des Großbottwarer Schultes, freut sich über die Tatsache, dass neben den Theo-Lorch-Werkstätten ein weiterer bedeutender „sozialer Baustein in Großbottwar angeboten werde“. Große Augen gab es bei den sechs kleinen Schützlingen, die mit einem Gedicht die Gäste begrüßten, als Obele sie das mitgebrachte Geschenk auspacken ließ: Das neue Tischkicker-Spiel faszinierte gleich auf den ersten Blick.
Die Stimmung gestern Mittag bei der Einweihung hätte kaum besser sein können. (Foto: Werner Kuhnle).