Ludwigsburger Kreiszeitung vom 22. März 2014
Unterstützung für Familien - Ein weiterer sozialer Baustein“
Die „Gruppe im Bottwartal“ kümmert sich an drei Tagen in der Woche um verhaltensauffällige Kinder (von Luitgard Gröger)
Vor knapp einem halben Jahr ist das neue Betreuungsangebot der evangelischen Jugendhilfe Hochdorf in Großbottwar an den Start gegangen. Wie gut sich die jungen Klienten dort schon eingelebt haben, hat sich bei der offiziellen Eröffnungsfeier, die gestern nachträglich stattgefunden hat, gezeigt.
Dass die Arbeit der Sozialpädagoginnen Melanie Integlia und Ulrike Weidner kein Zuckerschlecken ist, davon haben auch die Gäste der Eröffnungsfeier in der Förderschule an der Linde einen Eindruck bekommen. Äußerst lebhaft wuselten die sechs Jungen und Mädchen, die seit Anfang Oktober die „Gruppe im Bottwartal“ („GiB“) besuchen, zwischen den Stehtischen, dem Buffet und dem Tischkicker hin und her, den sie zur Feier des Tages geschenkt bekommen haben. Auch die Betreuungsräume im zweiten Obergeschosse der Schule haben sie in den vergangenen Monaten in Beschlag genommen. Die Wände und Schränke zieren selbst gemalte Bilder der Kinder und es ist für Besucher spürbar, dass sich die Buben und Mädchen dort offensichtlich sehr wohl fühlen.
Dreimal wöchentlich, immer montags, mittwochs und freitags kommen die Acht- bis Zwölfjährigen direkt nach der Schule in die „GiB“. Dabei gehen keineswegs alle von ihnen auch auf die Schule an der Linde. „Die Kinderkommen auch von benachbarten Grundschulen sowie aus Oberstenfeld und Steinheim“, erläutert Claudia Obele, die Vorsitzende der evangelischen Jugendhilfe. Zudem sei das Angebot weit mehr als eine normale Betreuungsgruppe. Viel mehr gehe es um eine intensive Förderung von Kindern, die sich „schwertun im sozialen Umgang mit anderen“, Probleme in ihrer persönlichen, schulischen, aber vor allem auch sozialen Entwicklung haben.
Meist ecken sie wegen ihres auffälligen Verhaltens im Unterricht an und würden daher von den Lehrern, die sich bei mehr als 20 Kindern in der Klasse um solche speziellen Kandidaten gar nicht kümmern könnten, aus den Schulzimmern zitiert. „Das ist für solche Kinder natürlich fatal, wenn sie auch noch überall rausfliegen“, sagt Obele. In der „GiB“ fliegen sie hingegen nicht raus. Dort sind sie, vermittelt vom Kreisjugendamt, willkommen.
Gemeinsam in der Gruppe wird nicht nur an den Nachmittagen gespielt und getobt, sondern es gibt auch feste Strukturen, erläutert Claudia Obele. So gehört ein gemeinsames Mittagessen, das entweder in der Schulmensa eingenommen oder zuvor gemeinsam gekocht wird, ebenso zum Tagesablauf wie fixe Lernzeiten zum Hausaufgaben machen oder für gezielte Leistungsförderung der Kinder. „Aber auch die Eltern werden in die Arbeit miteinbezogen und in Einzelgesprächen in den Betreuungsräumen oder bei Hausbesuchen beraten“, sagt Obele.
Die „Gruppe im Bottwartal“ die die Jugendhilfe Hochdorf in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendamt und der Stadt Großbottwar eingerichtet hat, ist das dritte Angebot dieser Form im Landkreis Ludwigsburg, jedoch das erste im Bottwartal. Bisher hätten Kinder, die solch eine Förderung benötigen, weite Wege auf sich nehmen und nach Marbach, Besigheim oder Bietigheim-Biossingen fahren müssen. Jedoch sei es für sie und ihre Familien wichtig, dass der Zugang zu solchen Hilfsangeboten so einfach wie möglich ist, wie Andrea Braun, Fachleiterin der Jugendhilfe, erläutert. Eine größtmögliche Nähe zum Wohnort der Kinder sei für den Erfolg der Maßnahme entscheidend.
Wie bedeutend die „GiB“ als „weiterer sozialer Baustein“ für die Stadt Großbottwar ist, betont auch der stellvertretende Bürgermeister Stefan Apfelbach. Und David Nausner vom Kreisjugendamt hebt hervor: „Die Gruppe schließt eine auffällige Lücke in der Region“. Durch sie könnten nicht nur lange Wege vermieden werden, sondern auch stationäre Unterbringung, so der Leiter des Allgemeinen Sozialen Diensts.
Vertreter der evangelischen Jugendhilfe im Betreuungsraum der "Gruppe im Bottwartal" (Foto: Ramona Theiss)