Von Kristina Anger: Jugendhilfe Hochdorf feiert 60-jähriges Bestehen mit zahlreichen Aktionen – Fest im Dezember
Ein ehrgeiziges Ziel hat die Verselbstständigungsgruppe für Mädchen: 60 Personen wollen einen 60 Meter langen Schal sticken und häkeln.
Dieses Projekt ist nur eines von vielen Kunstprojekten, das die evangelische Jugendliche Hochdorf anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens im Landkreis umsetzt.
In der Verselbstständigungsbetreuung für Mädchen (VBM) leben junge Frauen ab 16 Jahren in kleinen Wohngemeinschaften und werden von sozialpädagogischen Fachkräften begleitet. „Bei uns sind zum Beispiel Mädchen, bei denen das Zusammenleben mit den Eltern aus irgendeinem Grund nicht klappt“, erklärt Isabell Helle, Mitarbeiterin bei der Jugendhilfe Hochdorf. Den Mädchen – derzeit sind es in Hochdorf drei zwischen 17 und 18 Jahren – werde beim Einkaufen, Anträgeausfüllen und Kochen geholfen. „Im Schnitt bleiben die Mädchen ein Jahr bei uns“, sagt Fachleiterin Eva Teufel. „Die Mädchen sollen hier lernen, selber einen Haushalt zu führen“, fügt Claudia Obele, Vorstandsvorsitzende der Jugendhilfe, hinzu.
Und weil es in der Verselbstständigungsgruppe und unter den Mitarbeitern immer wieder Strickverrückte gebe, so Isabell Helle, kam mir die Idee mit dem 60 Meter langen Schal. Am Montagabend waren in der Jugendhilfe Hochdorf mehrere Frauen und ein Mann zusammengekommen, um gemeinsam zu stricken. Gut 25 Mitarbeiter der Jugendhilfe und junge Frauen aus der Verselbstständigungsgruppe sowie zudem Freunde, Bekannte und Verwandte arbeiten an dem Projekt. Jeder hat zu Hause in den Schränken nach Wollresten gesucht, so dass ein farbenfroher Schal entstehen kann. „Der Schal soll bunt und kreativ sein und steht symbolisch für gemeinsames gelebtes Leben und mutige Schritte in die Zukunft“, sagt Isabell Helle.
Beim gemeinsamen Stricktermin am Montagabend klapperten fröhlich und flink die Nadeln, doch Claudia Obele räumt ein: „Es ist bestimmt 20 Jahre her, dass ich das letzte Mal gestrickt habe. Doch nach den ersten Reihen war wieder alles da.“ Und auch Sozialpädagoge Jonas Helferstorfer gesteht mit einem Grinsen: „Isabell Helle hat mir das Stricken erst beigebracht. Ich weiß noch nicht, ob es mir Spaß macht, das Ganze ist nicht etwas verkrampft.“ Neben dem Strickprojekt gibt es noch zahlreiche weitere. Eine Gruppe im Bottwartal dreht einen Film über ihren Alltag. Und bei der Schulsozialarbeit Sachsenheim fertigen Jugendliche bunte Masken für ein Musical. An der Schule in Aldingen wurde ein eigenes Theaterstück gestaltet und eine Gruppe aus Ludwigsburg arbeitet an einem Kochbuch.
Am 10. Dezember gibt es dann eine Abschlussveranstaltung in der Hochdorfer Gemeindehalle bei der die Projekte vorgestellt und manche Werke auch gezeigt werden. Was mit dem 60 Meter langen Schal danach passieren wird, ist noch nicht klar, doch Ideen gibt es schon. „Vielleicht versteigern wir ihn“, sagt Isabell Helle.
Foto: Benjamin Stollberg