Zukunft geben - Fliegen lernenZukunft geben - Fliegen lernen

Laurentius - Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Neckarweihingen, Mai bis Juli 2017

Als im Frühjahr 2016 viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in den Landkreis Ludwigsburg kamen, waren die Unterbringungsmöglichkeiten knapp. In der Not mietete die Evang. Jugendhilfe Hochdorf auch Zimmer in Wohngemeinschaften an und legte so den Grundstein für eine gelingende Integration.

Die jungen Menschen kamen nach Deutschland auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung, Diskriminierung und Armut und hofften auf ein besseres Leben in Sicherheit. Als Minderjährige haben sie in Deutschland glücklicherweise das Recht auf Unterstützung im Rahmen der Jugendhilfe. Sie werden von Sozialarbeitern täglich betreut und im Alltag begleitet. Hier geht es v.a. darum, sie zu versorgen, ihnen schnell einen Schulplatz zu vermitteln, ihren Gesundheitszustand zu erfassen, sie mit den Normen und Werten der hiesigen Kultur vertraut zu machen und ganz besonders wichtig – ihnen ein Gefühl des angenommen seins und der Stabilität zu vermitteln. Weit weg von ihrer Familie leiden viele von ihnen unter der Einsamkeit und auch unter den traumatischen Erfahrungen, die sie in ihren Herkunftsländern und auf der Flucht erlebt haben. In dieser Situation tut es gut, wenn außer der Beziehung zu den Betreuern auch schnell Kontakte zu jungen Menschen in Deutschland aufgebaut werden können. Durch sie lernen sie das alltägliche Leben, den Umgang miteinander, die Sprache, die Freizeitgestaltung junger Menschen, das Einkaufen und Putzen, ihre Rechte und Pflichten kennen. In einer Studenten-WG in Bietigheim und in einer Wohngemeinschaft mit behinderten Menschen in Pleidelsheim funktioniert seither diese Form der Integration im Alltag. Im Vergleich mit anderen Betreuungsformen, bei denen ausschließlich junge Flüchtlinge zusammenleben und im Alltag unter sich bleiben, wird deutlich, dass die Jugendlichen in den gemischten Wohngemeinschaften auf dem Weg der Integration schon weiter sind. Sie haben ein realistischeres Bild von den Möglichkeiten und Grenzen des Lebens in Deutschland, finden sich im Alltag besser zurecht und sind selbständiger. Was in der Not geboren wurde, entpuppte sich als Erfolgsmodell, von dem alle Beteiligten profitieren. Deswegen soll eine weitere Wohngemeinschaft gegründet werden. Dafür hat die Evang. Jugendhilfe Hochdorf eine Wohnung in Ludwigsburg-Neckarweihingen angemietet. Dort werden voraussichtlich zwei Studenten und zwei bis drei junge Flüchtlinge eine Wohnmöglichkeit bekommen. Die jungen Flüchtlinge werden solange erforderlich weiterhin über die Jugendhilfe Hochdorf betreut und dann nach und nach in ein selbständiges Leben entlassen. (Claudia Obele)

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