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2013 03 23 bz logo menschen in notBietigheimer Zeitung vom 24. Dezember 2013

Einen Tag vor Heiligabend konnten die Spenden der BZ-Aktion Menschen in Not übergeben werden. "Beeindruckt und betroffen" von den Schilderungen der acht Organisationen, die in diesem Jahr unterstützt werden, zeigte sich Manfred Gläser.

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Foto: Helmut Pangerl Die Mitglieder des Vereins BZ-Aktion Menschen in Not mit ihrem Vorsitzenden Manfred Gläser (9. v.li.) an der Spitze konnten am Montagnachmittag Spendengelder in Höhe von 110 000 Euro an acht Hilfsoganisationen in der Region übergeben.

Die Spendenbereitschaft der Leser der Bietigheimer, Sachsenheimer, Bönnigheimer Zeitung ist ungebrochen: 800 Einzelspenden, von einem bis zu Beträgen von mehreren tausend Euro, haben insgesamt 121.907 Euro in den Spendentopf der BZ-Aktion 2013 gebracht. Acht Organisationen wurden von den Mitgliedern des Vereins BZ-Aktion Menschen in Not in diesem Jahr ausgewählt, an die insgesamt 110.000 Euro ausbezahlt werden. Der Differenzbetrag wird, mit den erfahrungsgemäß auch nach Weihnachten noch eintreffenden Spenden, im kommenden Frühjahr verteilt.

Jeweils 20.000 Euro gehen an die Diakonischen Bezirksstellen in Bietigheim-Bissingen und in Vaihingen sowie an das Caritas-Familienzentrum in Bietigheim. "So können wir im nächsten Jahr unsere Arbeit tun", bedankte sich Rainer Bauer (Diakonische Bezirksstelle Bietigheim-Bissingen) für die Unterstützung durch die BZ-Leser beim Vorsitzenden des Vereins BZ-Aktion Menschen in Not, Manfred Gläser.

Er betonte, dass die Aufgabe der Sozialberatung durch seine Organisation "immer mehr zur Existenzsicherung wird". So fehle bei Menschen, die sich an die Diakonische Bezirksstelle wendeten, inzwischen sogar das Geld für Nahrungsmittel. "Ich bin seit 15 Jahren dabei und ich hätte nicht geglaubt, dass es eine weitere Eskalationsstufe gibt", ergänzte Michael Marek (Diakonische Bezirksstelle Vaihingen). Marek erzählte bei der Spendenübergabe von zwei drastischen Beispielen aus der Praxis: So habe seine Organisation eine ältere Frau in Sachsenheim unterstützen können, die "sich mit eine Blechgießkanne Heizöl ausleihen musste", weil die durch die hohen Energiepreise die staatliche Unterstützung für den Kauf von Heizöl inzwischen nicht mehr ausreiche.
Auch der Zuzug von Menschen aus Osteuropa führe zu dramatischen Ereignissen: So habe man eine Familie entdeckt, die in zwei Kellerräumen mit einem Neugeborenen lebte. Die Verzweiflung des Familienvaters sei so groß gewesen, dass er sogar der Bezirksstelle den Säugling im Tausch gegen eine Wohnung angeboten habe. "Es gibt politisch keinen Plan, was mit Menschen aus Osteuropa passiert", kritisierte Marek, denn nach der aktuellen Gesetzeslage müssen sie mindestens sechs Monate im Land sein und nachweisen, dass sie sich intensiv um Arbeit bemüht haben, bevor sie eine staatliche Unterstützung erhalten.
"Diese Menschen kommen mit der Hoffnung auf ein besseres Leben", sagte Ellen Eichhorn-Wenz vom Familienzentrum der Caritas, die die Zuwanderung aus Osteuropa als großes Problem bezeichnete. Nach ihrer Einschätzung sind in der Region die hohen Mieten für Menschen mit geringen Einkommen ein existenzielles Problem. Sie müssten oft in schlecht isolierten Wohnungen leben, was sich zusätzlich negativ auf die Energiekosten dieser Menschen auswirke. "Es ist eine Spirale, die nur schwer aufzubrechen ist", so Eichhorn-Wenz. "Armut, Schuld, Sucht, Gewalt - die Situationen werden immer komplexer", so kennzeichnete sie die Arbeit ihrer Organisation. Mit den Spendengelder aus der BZ-Aktion wolle man es Menschen auch möglich machen, am gesellschaftlichen Leben und an der Bildung teilhaben zu können.

Mit dem Betrag von 10.000 Euro will der Kinderschutzbund Ludwigsburg das Angebot der "begleitenden Umgebung" weiter ausbauen. In diesem offenen Spieletreff, den ehrenamtliche Mitarbeiter des Kinderschutzbundes moderieren, kommen 14-tägig sechs Familien zusammen. "Kinder von sehr zerstrittenen Familien sehen dabei auch, dass sie mit ihrem Schicksal nicht allein sind", erklärte die Kinderschutzbund-Vorsitzende Christa Holtzhausen. Rainer Weisser von der Lebenshilfe Ludwigsburg freute sich, dass mit der 10.000-Euro-Spende die Mobilität von Menschen mit Behinderungen verbessert werden kann. Ein Renault-Kangoo soll damit mitfinanziert werden, der auch für Krankenfahrten eingesetzt wird.
"Bei Kindern und Jugendlichen kommt die Armut immer stärker an", betonte Andreas Walker von der Evangelischen Jugendhilfe Hochdorf. Der Betrag von 10.000 Euro wird im "großen Stützpunkt Sachsenheim" für das Projekt "Soko Burgfeld" verwendet. In diesem seit Jahren erfolgreich angebotenen Projekt werde die Kompetenz zur Bewältigung des Alltags vermittelt. "Oft fehlen den Jugendlichen die einfachsten Voraussetzungen für das Miteinander", so Walker.
Dr. Jürgen Knieling freute sich, dass der erst ein Jahr alte Förderverein für das Krankenhaus Bietigheim 10.000 Euro aus der BZ-Aktion erhält. Mit drei Projekten will man "noch mehr den Mensch in den Mittelpunkt stellen": mit der Ausweitung der Hebammensprechstunden, mit dem Trauercafé und der Kunsttherapie in der Palliativstation. "Eine tolle Starthilfe für unseren jungen Verein", so Knieling.
Seit Jahren wird das Krankenhausprojekt des Bietigheimer Fördervereins von Rolf Schnee, "Kusaidia Afrika", unterstützt - auch in diesem Jahr mit 10.000 Euro. So wurde 2013 in einer ambulanten Krankenstation "weit im Busch" eine Stromversorgung mit einer Photovoltaikanlage gebaut. Diese soll nun auf die Personalräume ausgeweitet werden. "Stromversorgung und Infrastruktur sind für Mitarbeiter elementar wichtig", so Schnee. Außerdem soll eine eigene Schule für medizinische Laboranten an dem afrikansichen Krankenhaus gegründet werden.
"Die Schilderung über die Bedürftigkeit der Menschen hat mich beeindruckt und betroffen gemacht", sagte Manfred Gläser bei der Übergabe der Spendenschecks. Den Lesern der Bietigheimer, Sachsenheimer, Bönnigheimer Zeitung dankte er dabei für "das herausragende Ergebnis". VON JÜRGEN KUNZ

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